Aufsuchende Familientherapie

Gewährung pädagogischer und therapeutischer Hilfen (§27 SGB VIII)

Bei der aufsuchenden Familientherapie handelt es sich um ein systemisch-therapeutisches Angebot, bei dem wir die vorhandenen Ressourcen der Familie in den Fokus rücken. Unsere Annahme dabei ist, dass bestehende Probleme nicht die Eigenschaft einer einzelnen Person sind, sondern sich immer im System – der Familie – äußern. Wir setzen systemische Methoden und Interventionen daher u. a. dazu ein, um problemerhaltende Kommunikations- und Interaktionsmuster zu unterbrechen. Dieser ganzheitliche Zugang ermöglicht uns, die Wirksamkeit von Maßnahmen zu überprüfen und weitere Hilfebedarfe festzustellen.

Im Zentrum der systemischen Arbeit steht das gesamte Familiensystem über mehrere Generationen sowie das aktuelle soziale Umfeld. Die Teilnehmenden werden als Expertinnen und Experten ihres eigenen Lebens wahrgenommen Daher sehen wir die Unterstützung der (Weiter-)Entwicklung bzw. Stärkung der Selbstwirksamkeit als zentrales Kriterium der systemischen (aufsuchenden) Familientherapie.

Zielgruppe der Familientherapie

Das therapeutische Angebot richtet sich an verschiedene Familiensysteme. Wir unterstützen Familien,

  • die u. a. seit längerer Zeit durch Jugendhilfemaßnahmen begleitet werden,
  • die aktuelle Helfer:innen und Hilfesysteme als unabdingbar wahrnehmen, um einen gelingenden Familienalltag zu bestreiten
  • deren Alltag durch eine schwierige sozioökonomische Situation geprägt ist,
  • die u. a. durch langjährige Erfahrungen mit kompensatorischen Hilfen ein hohes Maß an Skepsis gegenüber möglichen eigenen positiven Veränderungen haben,
  • die Angst vor sozialer Kontrolle haben,
  • deren Grundklima durch ein hohes Maß an Resignation und Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet ist.

Konzept der aufsuchenden Familientherapie

Die systemische (aufsuchende) Familientherapie kann nur erfolgreich stattfinden, wenn die Familien freiwillig an der Maßnahme teilnehmen und bereit sind, eine Veränderung einzugehen.

Ziel der Familientherapie

Ziel der aufsuchenden Familientherapie, ist es, mit den Familien neue / funktionale Handlungsmuster und alternative Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten, die sie in ihrem Familienalltag nutzen können und die ihnen die Möglichkeit geben, Veränderungen zu schaffen.

Inhalte

Im Vordergrund der Arbeit mit den Familien steht die Erarbeitung von Lösungen, um

  • die eingeübten Eskalationen von Symptomen und Konflikten zu unterbrechen,
  • das Erkennen von (generationsübergreifenden) Glaubenssätzen und Mustern zu ermöglichen,
  • funktionale Muster einzuüben,
  • eigene Lösungsschritte zu entwickeln und sie von kompensatorischen Hilfen abzulösen,
  • vorhandene Ressourcen herauszuarbeiten, bewusst werden zu lassen und die Adressat:innen in diesen zu bestärken,    
  • auftretende Krisen – verstanden als Vor- und nicht Rückfälle – als notwendige Ereignisse von Veränderungsprozessen zu verstehen.
  • Beziehungen und Bindungen innerhalb des Familiensystem neu zu entdecken, aufzubauen und zu festigen
Umsetzung

Die Umsetzung der Therapie stimmen wir individuell auf die Familien ab. Sie kann sich daher von Familie zu Familie unterscheiden.

  • Je nach Größe des Familiensystems und der Auftragsklärung ist es fachlich empfehlenswert, dass die Therapie von zwei Berater:innen durchgeführt wird.
  • In einigen Fällen kann eine Ergänzung durch Angebote der Sozialpädagogischen Familienhilfe zielführend sein.
  • Je nach Gegebenheiten und Möglichkeiten wird die Arbeit mit allen sorgeberechtigten Personen angestrebt.
  • Die Teilnahme der Kinder an den Gesprächen ist alters- und situationsabhängig möglich und erwünscht.
Qualitätsmerkmale

Es gibt Qualitätsmerkmale für geeignete Formen der Hilfestellung zur Wiederherstellung von Selbstwirksamkeit von Familiensystemen

  • Fortlaufende Weiterbildung
  • Fortlaufende Selbstreflexion bzw. Intervision
  • Co-Arbeit, Reflecting Teams, Supervision, um u. a. der Sogwirkung von Familiendynamiken professionell zu begegnen
  • Hypothesenerweiterung, Steigerung der Transparenz und Weiterentwicklung durch Reflexion im Team
  • Systematische Vor- und Nachbereitung
  • Schriftliche Dokumentation in Form von Kurzprotokollen
  • Regelmäßige Teamsitzungen zur Fallreflexion
Finanzieller Rahmen

Die Abrechnung erfolgt nach face-to-face Fachleistungsstunden zum vereinbarten Stundensatz.

Zeitlicher Rahmen

Durch die zeitlich begrenzte Hilfe soll die Verselbständigung der Familien erreicht werden. Die Therapie erstreckt sich über ca. neun bis zwölf Monate mit einer wöchentlichen bzw. zweiwöchigen Beratungseinheit. Im Bedarfsfall kann eine andere Hilfeform anschließen oder zu einer laufenden Hilfeform ergänzt werden.

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